Rundgang: Informationssammlung: Gedenkorte im Wald (Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert) - Station: Gedenkstein und ehemaliges Massengrab für 23 luxemburgische Widerstandskämpfer, 1944

Arbeitsauftrag: Ermordung von 23 luxemburgischen Widerstandskämpfern, 25.2.1944

Während verschiedener Razzien der deutschen Besatzungsmacht wurden im Herbst 1943 ca. 350 Luxemburger verhaftet und in das SS-Sonderlager/KZ Hinzert verschleppt. Die Gestapo ging nach ihren Ermittlungen davon aus, dass bei der bisherigen Praxis des Sondergerichtes bei den anstehenden Verfahren mit 50 Todesurteilen zu rechnen sei. Die Gestapo warf den Festgenommenen vor „Rädelsführer“ des luxemburgischen Widerstandes zu sein, oder Luxemburgern, die sich der zwangsweisen Verpflichtung zur Wehrmacht verweigerten und notgelandeten alliierten Piloten geholfen zu haben. Aufgrund dieses Berichtes berief der Chef der Zivilverwaltung Gustav Simon Ende Januar 1944 eine Sitzung in Koblenz ein, an der u.a. auch der Leiter des Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei und des SD in Luxemburg Walter Runge teilnahm,. Das Ergebnis der Sitzung war, dass die Verhängung von etwa 50 Todesstrafen zum gegenwärtigen Zeitpunkt politisch nicht günstig wäre. Die Ermittlungen sollten nicht an die Staatsanwaltschaft weitergegeben und die Zahl der Todesstrafen auf 25 reduziert werden. Die Übereinkunft  wurde dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin vorgelegt, welches entschied, dass die Luxemburger sofort zu erschießen seien. Als Warnung gegenüber dem wachsenden Widerstand der luxemburgischen Bevölkerung wurden am 25. Februar 1944 von SS-Hauptsturmführer Runge 23 Personen ausgewählt, die dann beim SS-Sonderlager/KZ Hinzert ohne Gerichtsurteil erschossen wurden. Zwei weitere für die Todesstrafe vorgesehene Häftlinge waren zum Zeitpunkt der Aktion nicht im Lager Hinzert und überlebten.  

Im Gegensatz zu den Opfern von 1942 gab es dieses Mal keine blutroten Plakate in Luxemburg, stattdessen eine Meldung in der gleichgeschalteten Presse (Lux. Wort, vom 26.2.44). Dort wurde über eine standrechtliche Erschießung berichtet, was jedoch eine klare Lüge war, denn es gab nie einen Prozess oder ein Gerichtsverfahren. Die Leichen wurden mit Chlorkalk bestreut. Unter den Opfern befand sich auch ein Belgier und ein Franzose. Nach dem Krieg wurden die Opfer exhumiert und zusammen mit den anderen luxemburgischen Opfern unter großer Anteilnahme der Bevölkerung nach Luxemburg repatriiert. Insgesamt wurden 82 Luxemburger in Hinzert ermordet oder starben an den unmenschlichen Haftbedingungen. 76 haben auf dem Friedhof Notre-Dame in Luxemburg-Stadt unter dem Hinzerter Kreuz ihre letzte Ruhestätte gefunden.  Die Bronzestatue "Der politische Gefangene" stammt von dem ehemaligen luxemburgsichen Künstler und ehemaligen Häfling des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert Lucien Wercollier. Sein Grab befindet sich ebenfalls auf dem Friedhof Notre-Dame.

Der Gedenkstein wurde 1972 von der Amicale im Wald aufgestellt.

Im Juli/August 2002 wurden Schutzhütten von jungen Frauen aus Belgien, Tschechien, Deutschland und den Niederlanden gebaut.

Kurzfilm: Gedenkstein für die Opfer des 25.2.1944:

https://www.youtube.com/watch?v=cZr2r5SXUFs&feature=youtu.be

Kurzfilm: ehemaliges Massengrab, Ermordung von 23. lux. Widerstandskämpfern

https://www.youtube.com/watch?v=CbMr2AJ3DqA&feature=youtu.be

Der Gedenkstein, gestiftet von der Amicale des Anciens de Hinzert Anzeigen Herunterladen
Das ehemalige Massengrab heute Anzeigen Herunterladen
Schutzhütten Anzeigen Herunterladen
Die Opfer des 25.02.1944 Anzeigen Herunterladen
Pierre Maroldt - Luxemburger Wort 8.6.1945 Anzeigen Herunterladen
Hubert Glesener - Luxemburger Wort 14.09.45 Anzeigen Herunterladen
Leon Koob - Luxemburger Wort 28.08.1945 Anzeigen Herunterladen
Repatriierung der luxemburgischen Opfer Anzeigen Herunterladen
Beisetzung der luxemburgischen Opfer auf dem Friedhof Notre-Dame 1946 Anzeigen Herunterladen
Das Hinzerter Kreuz auf dem Friedhof Notre-Dame und die Statue "Der politische Gefangene" von Lucien Wercollier Anzeigen Herunterladen
Vortragskriterien: Grundsätzliche Erläuterung zum Informationsangebot

Die in diesem Rundgang dargestellten Informationsangebote verfolgen nicht das didaktisch-methodische Konzept des Aktivierten Rundgangs. Die Zielgruppe sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch interessierte Erwachsene, die Informationen über die Gedenkorte im Wald, in der Umgebung der Gedenkstätte Hinzert erschließen wollen.

1. Zusatzangebot: Was geschah mit den Familien der Opfer? (Dr. Beate Welter)

Von Dr. Beate: Welter:

Und was geschah mit den Familien?

Ein Teil der Angehörigen, Ehefrauen, Brüder, Väter waren ebenfalls im Widerstand aktiv.

Die Witwe von Theodor Mannon, Aline. Wurde am 15. Dezember 1943 verhaftet und am 3. Februar 1944 dem Frauenstraflager Flussbach überstellt. Am 8. September 1944 erfolgte die Verschleppung nach Ravensbrück, dort wurde sie am 28. April 1945 befreit.

Ebenso wurde die Ehefrau von Jules Kuhn Celine Faber verhaftet und in das Grundgefängnis gebracht. Sie wurde am 8. Dezember aus der Haft entlassen. Anschließend wurde sie verpflichtet in Wiltz in der Idealfabrik zu arbeiten und im Juni 1944 wurde sie nach Moritzburg bei Dresden umgesiedelt.

Die Ehefrau von Robert Grzonka, Cécile Wirth, unterstütze ebenfalls die Refräktere und half alliierten Soldaten illegal über die Grenze. Sie wurde knapp zwei Monate nach ihrem Mann am 13. Dezember 1943 verhaftet. Sie kam über Flußbach nach Ravensbrück, befreit wurde sie mit Kriegsende in Bergen-Belsen.   

Die meisten Angehörigen, Ehefrauen und Kinder – in manchen Fällen auch die Eltern und sogar die Geschwister wurden im März 1944 umgesiedelt und kehrten im April oder Juni 1945 zurück. Als Beispiele seien hier nur genannt: Der 11jährige Sohn von Joseph Schoos wurde zusammen mit seiner Mutter umgesiedelt und kehrte im Juni 45 zurück. Es traf aber auch den 21 jährigen Bruder von Raymond Heyardt, Arthur und auch die Eltern von ihm wurden umgesiedelt. Relativ spät wurde die Angehörigen von Emile Künsch umgesiedelt im Juli 44 und sie kehrten noch in den Kriegswirren im April 1945 zurück.

Margot Faber, die Witwe von Pierre Maroldt lebte ein Jahr versteckt um der Umsiedlung zu entgehen, dasselbe tat Josephine Hahn, die Witwe von Joseph Steinmetzer. 

Seit Ende 1943 wurde das Vermögen der Personen beschlagnahmt. Die in einer Widerstandsbewegung führend tätig waren oder Deserteuren geholfen hatten. Die Beschlagnahmung des Vermögens  er-folgte auf Grund der Verfügung vom 26. Januar 1941 und betraf Per-sonen, die sich aktiv reichsfeindlich betätigt hatten und deshalb von der Gestapo festgenommen waren. 

Im Fall von Theodor Mannon ging das Gerangel schon los als er gerade nach Hinzert eingeliefert worden war und seine Frau Im Grundgefängnis gefangen gehalten wurde: „Am 31.12.1943 erschien beim Amtsbürgermeister Jost in Diekirch ein Volksgenosse aus Köln und erklärte er habe das Anwesen Manon in Diekirch gekauft und wolle sofort dort einziehen.

Manon wurde vor etwa vier Wochen wegen Beteiligung an der Widerstandsbewegung verhaftet. Es ist mir bis jetzt nicht bekannt, inwieweit die Verdachtsgründe bestätigt sind und Manon belastet ist. es ist mir weiter nicht bekannt, dass das Vermögen Manon beschlagnahmt ist und zum Verkaufe steht.

Ich muss aber aus dem vorliegenden Anlass darauf hinweisen, dass eine Verwertung solcher Anwesen ohne Beteiligung der örtlichen Dienststellen zu sehr unliebsamen und politisch unerträglichen Weiterungen führen muss. Ich bitte deshalb darum solche Anwesen nur im Einvernehmen mit mir zu verwerten. In den meisten Fällen sind örtliche Interessenten für solche Objekte vorhanden, die auf Grund ihrer politischen Verdienste eine bevorzugte Behandlung verdienen. In Zahlreichen Fällen liegt aber auch ein öffentlichen Interesse an einer zweckmäßigen Verwertung vor.“ (G16 Bl. 120)  So der Oberbereichsleiter der NSDAP Jakobs, Diekirch an Gauleiter Simon am 3. Januar 1944: Der Gauinspekteur Ackermann beruhigt in seinem Antwortschreiben vom 14. Januar: „Im anstehenden Fall Manon sind lediglich die Einrichtungsgegenstände durch meinen Sachbearbeiter PG Brauckmann veräußert worden, nicht aber das Anwesen selbst. Sofern Sie das Anwesen für einen bestimmen Zweck vorgesehen haben, wäre ich Ihnen für baldmöglichste Bekanntgabe dankbar.“ (G16 Bl. 121) 

So sagte Cecile Wirtz, die Witwe von Robert Grzonka am 12. September 1948 in den Ermittlungen gegen Josef Ackermann und anderen folgendes aus: „Ich selbst kehrte am 15. Juni 1945 aus Deutsch-land zurück. Wer die Beschlagnahme und die Inventuraufnahme unseres Vermögens vorgenommen, kann ich nicht angeben. Bei meiner Rückkehr aus dem KZ waren alle Gegenstände aus unserer Wohnung entfernt und bis jetzt habe ich hiervon nichts zurückerhalten.  Das beschlagnahmte Vermögen setzte sich zusammen aus: einer Kücheneinrichtung, einer Speisezimmereinrichtung, einer Schlafzimmereinrichtung, ferner besaßen wir Nähmaschine, 1 Radio, Teppiche, Leinen, Decken, Wäsche, Kleider, Porzellan usw. im Gesamtwerte von 80-100.000 Vorkriegsfranken.“ (G16 Bl. 512)

Dokument über die Beschlagnahmung derr Häuser und Einrichtungsgegenstände - Nationalarchiv Luxemburg (C.G. 016_0120) Anzeigen Herunterladen
2. Zusatzangebot: Wilhelm WEIS: Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen (Hinzert, Februar 1944)

Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen (Hinzert, Februar 1944)

Em d'Brake facht e steiwe Wand.
Duurch Muerg a Schank brecht de Frascht.
De Preiss huet Numm fir Numm genannt.
A vrun him, Mann fir Mann, do stongen:
Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen.

Si fueren an der Dag, dee grot;
Si sëtze Knei u Knei gedreckt.
De Preiss war haart. Et gouf keng Gnod.
De Wand huet iwwer d'Brooch gesongen:
Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen.

D'Gewan läit roueg op der Bor,
An d'Kuebe jäizen deif am Bësch.
Eng Stënnchen nach, dann as et klor.
Dann as bluttrout hiirt Häerz gesprongen:
Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen.

Vill Rouse fierwe waarm de Schnei.
Op Heicht an Dällte gouf et hell,
An d'Sonn, eng feireg Wonnerblei,
Liicht allen dei duurch d'Däischtert gongen:
Dräianzwanzeg Lëtzebuerger Jongen.