Rundgang: Informationssammlung: Gedenkorte im Wald (Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert) - Station: Ehemaliger Lagerfriedhof

Arbeitsauftrag: ehemaliger Lagerfriedhof 1942-1944

Nach der „Überbelegung“ des jüdischen Friedhofes in Hermeskeil, den die SS dazu missbrauchte die Toten des Lagers zu verscharren, wurde im Sommer 1942 ein neuer Friedhof angelegt. Diese Waldlichtung wurde/wird auch „Am Heidenbruch“ genannt.

In den Akten wird der Friedhof auch als „Waldfriedhof Reinsfeld“ bezeichnet, die Häftlinge nannten ihn „Klein-Katyn“ in Anlegung an das Massaker des NKWD an polnischen Kriegsgefangenen 1940 in den Wäldern von Katyn.

Das Gelände des ehemaligen Lagerfriedhofes war größer und wird heute durch die Autobahntrasse stellenweise überdeckt.

Der Friedhof wurde von Schülern des Gymnasiums Hermeskeil und Schülern aus Luxemburg (1998/99) wieder freigelegt und als Gedenkort hergerichtet. Die Steine stellen eine Gewaltpsirale da, die nach rechts offen ist.

Vom 20.02 – bis zum 16.06.46 wurden dort Exhumierungsarbeiten durchgeführt. Die dort Exhumierten wurden auf dem sogenannten  "Ehrenfriedhof" beigesetzt, sofern sie nicht identifiziert und in ihre Heimatländern überführt werden konnten.

Die Gräber hatten während der Lagerzeit keine Kreuze, nur Holzschilder mit Nummern, die bei der Lagerauflösung wieder entfernt wurden, was die Identifizierung der Opfer zusätzlich erschwerte.

Die Toten wurden vom Lager aus mit einem Karren zum Friedhof gebracht. Meist waren die Toten in Packpapier eingewickelt, die Todesbescheinigungen waren oftmals gefälscht.

Es ist von zwei ehemaligen Häftlingen (E-Polen) überliefert, dass sie die Toten zum Friedhof bringen und  die Löcher ausheben mussten.

Die Bewohner registrierten sehr wohl, wenn dort neue Erdbewegungen zu sehen waren und wussten, dass dann im Lager etwas passiert sein musste.

Dort fand auch die erste Gedenkfeier am 4.11.1945 statt Gedenkfeier für die Opfer des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert statt

Kurzfilm: ehemaliger Lagerfriedhof (1942-1944)

https://www.youtube.com/watch?v=EDpHo228Yz0&feature=youtu.be

Kurzfilm: der von Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und Luxemburg neu angelegte ehemalige Lagerfriedhof:

https://www.youtube.com/watch?v=9v4FcEoIdaU&feature=youtu.be

Die erste Gedenkfeier am 4.11.1945 (Photothéque de la Ville de Luxembourg, Sammlung Tony Krier) Anzeigen Herunterladen
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Exhumierungen nach dem Krieg Anzeigen Herunterladen
Der ehemalige Lagerfriedhof vor der Neugestaltung durch die Schülerinnen und Schüler aus Hermeskeil und Luxemburg Anzeigen Herunterladen
Der ehemalige Lagerfriedhof im heutigen Zustand Anzeigen Herunterladen
Die angelegten Steinkreise Anzeigen Herunterladen
Vortragskriterien: Grundsätzliche Erläuterung zum Informationsangebot

Die in diesem Rundgang dargestellten Informationsangebote verfolgen nicht das didaktisch-methodische Konzept des Aktivierten Rundgangs. Die Zielgruppe sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch interessierte Erwachsene, die Informationen über die Gedenkorte im Wald, in der Umgebung der Gedenkstätte Hinzert erschließen wollen.

1. Zusatzangebot: Gefälschte Todesbescheinigung - Der Mord an Fritz Werner Kolling

Fritz Werner Kolling

*10. Juli 1916 in Wuppertal

+ 31. August  1943 in Hinzert ermordet

 

Die Anklageschrift gegen den Lagerkommandanten Sporrenberg aus dem Jahr 1960 beschreibt den Mord an Fritz Werner Kolling:

„Kolling, von Beruf angeblich Journalist, der bis zu seiner Ausbombung in Wuppertal gelebt hatte, war etwa im August 1943 ins SS-Sonderlager Hinzert eingewiesen und zunächst in der sogenannten Quarantäne-Stube untergebracht worden. Gegenüber den anderen Stubenkameraden hatte Kolling wiederholt geäußert, dass der Krieg für Deutschland bald verloren sei, die Amerikaner und Russen würden bald kommen, nach seiner Freilassung würde er über seine Erlebnisse in den deutschen KZ’s Berichte veröffentlichen usw. Diese Äußerungen Kollings waren dem Lagerkommandanten Sporrenberg zu Ohren gekommen. Dieser ließ daraufhin Kolling zu sich auf die Schreibstube im Häftlingslager kommen. (...) Sporrenberg erteilte daraufhin dem Scharführer Zimmermann den Befehl , Kolling auf den Hof zu führen und ihn dort zu erschießen. Zimmermann bekam jedoch einen Herzanfall und konnte dem Befehl nicht nachkommen. Zufällig trat in diesem Augenblick Unterscharführer Pammer hinzu. Sporrenberg befahl nunmehr Pammer, den Häftling Kolling zu erschießen. Einen Grund hierfür gab er Pammer nicht an. Dann begaben sich Sporrenberg, Pammer und Wipf zusammen mit Kolling auf den Hof. Den dort anwesenden Häftlingen gab Sporrenberg bekannt, dass Kolling wegen defaitistischer Äußerungen erschossen werde. Daran knüpfte Sporrenberg die Warnung, dass es jedem so ergehen werde, der es wage sich gegen den Nationalsozialismus zu stellen oder das Märchen zu verbreiten, dass Deutschland den Krieg verlieren würde. Diese Worte ließ Sporrenberg durch Wipf auch noch in französischer Sprache bekannt geben. Alsdann befahl Sporrenberg dem Unterscharführer Pammer, Kolling zu erschießen wobei Sporrenberg noch bedeutete, dass Pammer dem Häftling die Pistole auf die rechte Schläfe setzen sollte. Auf Befehl Sporrenbergs gab dann Pammer den Pistolenschuß ab. Kolling brach zusammen, soll sich aber noch am Boden liegend gewunden haben. Daraufhin befahl Sporrenberg Pammer, dem Häftling Kolling noch einen zweiten Schuß in die rechte Schläfe zu geben

(Anklageschrift gegen Paul Sporrenberg, Trier 21. Dezember 1960)

 

 

Die "offizielle" Todesbescheinigung (The Arolsen Archives) Anzeigen Herunterladen